Weimarer Herbst 3

Der zweite Arbeitstag in Weimar beginnt schon routinemäßig. Fahrt entlang der Ilm. Häuser fotografieren. Zu Kaffee und Brot in die Brotklappe. Nur dass die Feuerwehr mit Blaulicht bei Goethes stand war neu.

Heute unkonzentriert in der Bibliothek. Nichts von der ruhigen Atmosphäre gestern. Neben mir tuschelte es, durchs Haus gingen Führungen. Mittags saß in der herrliche verpeilt-ruhigen Cafeteria eine Reisegruppe.
Das Verrückteste: das Buch was ich heute weiterlesen wollte, stand einfach nicht mehr im Regal. Sollte es zufällig jemand genommen haben? Oder der worst case einer Bibliothek: ich hab es gestern aus Versehen an der falschen Stelle einsortiert. Dafür hab ich anschließend das Buch gleich in der steinalten Hofmannschen Buchhandlung (gegr. 1710) gekauft, wo es im Schaufenster stand.

Weimarer Herbst – Tag 2

Ich kann zwar in den letzten Nebelfetzen an der Ilm entlangradeln (ohne Abb), aber in den Wiesen sitzen zum Schreiben, das geht nicht. Aber ein Stück köstliches Brot in der „Brotklappe“ kaufen und dann im Bücherkubus des Studienzentrums der Anna Amalia verschwinden, an ruhige Schreibtische. Das geht. Dabei u.a. „Goethe und das Judentum“ auf dem Tisch, das meine Pläne mehrfach kreuzt.

Den ersten kam Lenz mit durchs Gebirg

Heute wirklich den Weg übers Gebirg genommen, zu Oberlin nach Waldersbach, gemeinsam mit dem armen Lenz. Zumindest bestieg er kurz hinter Selestat den Wagen. So hörten wir auf dem iPhone sein Schicksal an, von dem rasch klar war, dass er ihm nicht entrinnen konnte. Er begleitete uns die steilen Kurven hinan, ließ stoppen vor Oberlins Haus, das seit heute, weil Herbst war, erst nachmittags geöffnet hatte. Aber er zeigte es uns und die Kirche und das Schulhaus gegenüber, das ihn nach kurzer Hoffnung wieder in der Einsamkeit hausen ließ und natürlich den Brunnen, in dem er seinen Wahn zu kühlen suchte. Die steilen Berghänge, die Höhenzüge, alles findet sich, nur nicht der Winterfrost an diesem spätsommerlichen Tag. Und als es bei Büchner hieß: „In diesem Zustand legte er den Weg durchs Gebirg zurück. Gegen Abend waren sie im Rheintal. Sie entfernten sich vom Gebirg, das nun wie eine tiefblaue Kristallwelle sich in das Abendrot hob … Am folgenden Morgen traf er in Straßburg ein …“, da war klar, als wir gerade den Rhein erreichten, um wieviel schneller alles ging, mit was weiß ich, hundert mal mehr Pferden.

Oberlin-Haus
Der Brunnen

Summer special der Lesebühne Pirna

Die Lesebühne Pirna (Das literarische Komplott) lud Gäste ins Geheimrad ein. Ich war einer von ihnen.

Der Innenhof füllte sich bis auf den letzten Platz. Zwei Schwalben krakeelten und wollten auf ihr Tagwerk hinweisen. Als ob nur Mückenfangen Arbeit wäre und nicht auch Lesen vor Publikum…

Als das Licht nur noch vom Stern von Bethlehem her kam, setzten sie sich zur Ruhe und schauten den Lesungen still zu.

Ich habe vom Warschauer Spätherbst gelesen – Das Kapitel Im Laden – w sklepie.

Bach300

Gratulation im Nachhinein: Bach300! Du hast es verdient!

Mit Deiner wunderbaren Musik (siehe Video) ist eine der wichtigsten Szenen in meinem Roman verbunden:

Jemand spielte am Klavier ein paar Akkorde, stoppte wieder, begann erneut und sofort setzte mit dunklen, aber bewegten Strichen ein Cello ein! Tatsächlich! Ein Cello! Ein Cello spielte diese wunderbare Melodie, ich kannte sie irgendwoher, eine Melodie wie eine einzige Bewegung, wie ein Bach, gleich nach der Quelle, wie er munter abwärts fließt, bis er in ein ruhiges Becken sich ergießt. Da erklang auch schon eine Sopranstimme: „Wohl mir dass ich Jesum habe…“. Mehr verstand ich nicht. So seltsam, plötzlich deutsche Worte zu hören.
Dann, mitten im Spiel, krachte der Klavierdeckel zu und der Schlag hallte durch die Kirche wie ein Schuss. Hastige Schritte, jemand rief ihren Namen. „Joanna!“

https://youtu.be/yfIzeFtI3rA

Literaturfest Meißen

Literaturfest Meißen – das ist wie Straßenmusik. Ringsum der Lärm der (kleinen) Stadt. Kinder toben am Brunnen. Auf der Bank nebenan plaudern Frauen beim Eisessen. Ein Fahrrad scheppert auf dem Kopfsteinpflaster. Aber nach einer Weile waren die Stuhlreihen gut besetzt. Und alle waren dicht dran an der Lesung meines Kapitels „Johannisnacht“.
Viel Beifall. Frohe Gesichter. Dafür hat sich die Anstrengung gelohnt.
Und dann kommt es: Zwei junge Menschen sprechen mich an. Die Frau sagt: „Es hat uns so gut gefallen. Wir sind ganz gerührt.“
Und dann zitierte sie einen Satz von Joanna: Das ist mein Deutscher – und zeigte auf ihren Freund… Den Rest des Gesprächs führten wir auf Polnisch weiter.
Falls ihr das lest: Ihr ahnt gar nicht, wie mich das gerührt hat.
Falls Ihr das lest – meldet Euch doch mal. Ich würde Euch beiden so gern dieses Kapitel widmen.

Auf dem Lesethron am Heinrichsplatz

Literaturfest Meißen

Ich bin dabei und lese (fast) passend zum Datum das Kapitel „Johannisnacht“
Am 9. Juni 2023 um 20:00 Uhr auf dem Heinrichsplatz.