Der Dresdener 13. Februar kommt auf gewisse Weise in meinem Roman „Joanna“ vor. Im Kapitel „Klagelieder“
Ach! Jakże zostało samotne miasto tak ludne…
Und wieder und wieder dieser eine Satz. Mühsam versuchte ich, ihn endlich zu übersetzen.
Ach! Jakże zostało samotne miasto tak ludne. Diese ungewöhnliche Sprache. Was meinten sie mit ludne. Ich holte mein Wörterbuch aus dem Rucksack und schlug nach. Die Stadt voller Menschen, samotne – von samo, allein, also einsam. Die Stadt voller Menschen wurde einsam. Ich war mir nicht sicher und begann doch langsam zu ahnen: Irgendwoher… Irgendwoher kannte ich das. Ein berühmtes Gedicht? Ein Lied vielleicht? Dann fiel es mir ein. Das! Das war es!
Ach, wie liegt die Stadt so wüst, die doch voller Menschen war.
Und ich erschrak so sehr! Ich erschrak so sehr! Jedes Jahr hatte ich diese Motette gehört. Immer wieder. Immer wieder an dem Tag, an dem meine Stadt zerstört worden war.
Wie liegt die Stadt so wüst, die doch voller Menschen war.
Jedes Jahr. Jedes Jahr gab es das behagliche Grausen auf dem Heimweg. Kerzen in der Winternacht und die schauerliche Wucht des Geläuts aller Glocken der Stadt zur gleichen Stunde. Wie eine einzige Warnung vor dem Inferno, nur eben viel, viel, viel, viel zu spät.
Und jetzt? Und heute? Sie sangen den gleichen Text. Hier! In Warschau! An diesem 1. August! Am Tag als der Warschauer Aufstand begann. Hier sangen sie das gleiche Klagelied wie wir! Das behagliche, heimatliche Grausen zerstob … Wie konnten wir die gleichen Klagelieder singen wie sie? Wie war das möglich?