Literaturfest Meißen

Ich bin dabei und lese (fast) passend zum Datum das Kapitel „Johannisnacht“
Am 9. Juni 2023 um 20:00 Uhr auf dem Heinrichsplatz.

ZoominZoomout, 7.4.2023, Karfreitag

Manchmal liest man darüber, dass die Aufführung von Bachs Johannespassion für die Sängerinnen und Sänger nicht nur eine physische Herausforderung ist, sondern auch emotional sehr ergreifend.
Gestern haben wir es wieder erlebt mit der Briesnitzer Kantorei:
Nach drei Stunden Orchesterproben und einer kurzen Pause die Aufführung.
Ich will von zwei Momenten erzählen. Nach Jesu Tod am Kreuz und seinen letzten Worten „Es ist vollbracht“ erklingt die wundervolle Alt-Arie, begleitet von der traurigen Musik einer Viola da Gamba. Schließlich hört der Chor, der auf der steilen Chortreppe sitzt die Erzählung des Evanglisten: „Und neiget das Haupt und verschied“. Der Dirigent auf dem Pult, lässt mit einer Geste die Musik anhalten und faltet die Hände. Indes wurde die Kirchentür geöffnet, man spürt den kühlen Hauch durch die Kirche gehen und schon läuten die Glocken. Man sieht die Köpfe des Chores gesenkt und ich kann nur berichten von Gefühlen großer Ergriffenheit.
Nachdem die letzten Stücke der Johannespassion verklungen sind, wiederholt sich das noch einmal beim Schlusschoral und den letzten Takten, die beinahe hymnisch rufen: „Herr Jesu Christ, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich.“ Dann setzt das große Geläut ein und die Kirche verharrt in Stille.

Foto: Fang Wang

ZoominZoomout, 2.4.2023

Die Geheimnisse der Johannespassion 2

Eine Figur namens Ahasver findet sich nicht im Johannesevangelium, sie steht in gar keinem Evangelium, sie stammt aus alten Volkssagen. Die erzählen vom Schuhmacher Ahasver aus Jerusalem. Der Leidensweg Christi, der sein eigenes Kreuz auf der Schulter zur Hinrichtungsstätte nach Golgatha tragen musste,  führte direkt an Ahasvers Haus vorbei. Es heißt, die tiefe Schulterwunde, die von den Balken des Kreuzes stammte, sei die schmerzhafteste aller Wunden Jesu gewesen. Jesus blieb stehen vor Ahasvers Haus. Ahasver aber, der den Reformer Jesus für einen Ketzer hielt, trieb Jesus mit Faustschlägen weiter. Jesus aber sah ihn an und sprach: „Ich will stehen und ruhen, du aber sollst gehen.“

Und so musste Ahasver fortan, wie von einem Fluch getrieben durch die Jahrhunderte und die Welt wandern, und er fand keine Ruhe, noch nicht einmal den Tod.

Dieser Ahasver war also einer jener Wutbürger, die im Chor fordern und schreien: „Kreuziget! Kreuziget ihn!“

Welche Wandlungen er auf seiner rastlosen Wanderung erfährt, darüber gibt es zahlreiche Varianten in der Literatur, bei Hans-Christian Andersen, Jorge Luis Borges, Gabriel Garcia Marques, Leo Perutz,  Stefan Heym und bei vielen anderen.

Und … Er spielt eine Rolle in meinem neuen Romanprojekt. Davon wird allerdings noch nichts verraten.